DemografieGerhard Winter

Selbstbestimmtes Leben im Alter trotz demografischen Wandels

Vorbemerkung:

Nach der Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen vom 7. September 2015 geht die Einwohnerzahl Niedersachsens bis 2060 bei einem Wanderungssaldo für Deutschland von 100.000 Personen um bis zu 20 % von 7,79 Millionen. auf 6,22 Millionen zurück. Bei einem Wanderungssaldo von 200.000 Personen auf 6,68Mio.
Dabei wird davon ausgegangen, dass die zusammengefasste Geburtenziffer annähernd konstant bei 1,4 Kindern je Frau bleibt Die Lebenserwartung Neugeborener wird bis zum Jahr 2060 für Jungen bei 84,8 Jahre und für Mädchen auf 88,8 Jahre zunehmen.

 Die Veränderung der Altersstruktur wird sich weiterhin stark fortsetzen. In Niedersachsen ist von zunehmend weniger jungen Menschen und weniger Erwerbsfähigen (20 – 65 Jahre), dafür aber wesentlich mehr Älteren auszugehen. Der Anteil der Hochbetagten (80 Jahre und älter) an der Gesamtbevölkerung wird sich mehr als verdoppeln.
Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen und Rosdorf

Niedersachsen
Bei einem Bevölkerungsrückgang auf 6,22 Mio. wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis unter 20 Jahren bis 2060 von derzeit 1,49 Mio. auf 1,01 Mio. abnehmen (-32 %). Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird von 19,1 % auf 16,2 % sinken.
Ebenso wird sich die Zahl der Erwerbsfähigen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren von heute 4,65 Mio. auf 3,14 Mio. Ende 2060 verringern (-32 %). Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird von 60 % auf 50,5 % sinken. Dagegen wird die Zahl der Älteren, das sind Personen ab 65 Jahre, von gegenwärtig 1,65 Mio. auf 2,07 Mio. steigen (+25 %). Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung wird von 21,2 % über 32,1 % (2040) auf 33,3 % (2060) wachsen.

Rosdorf
Der für Niedersachsen prognostizierte Wandel wird auch an Rosdorf nicht spurlos vorbeigehen.
Nach dem Gutachten von Dr. Michael Waibel (Geographisches Institut Universität Hamburg vom 01.06.2010) wird die Gesamtbevölkerung der Gemeinde Rosdorf schrumpfen; und zwar bis 2025 um 2,4%.
Noch 2008 hatte Rosdorf mit 41,6 Jahren das niedrigste Durchschnittsalter aller Städte und Gemeinden im Landkreis Göttingen. Das Durchschnittsalter in Niedersachsen betrug damals 42,7 Jahre.
Bis 2025 soll Rosdorf um 4,7 Jahre überdurchschnittlich altern auf dann 46,3 Jahre, immerhin nach Gieboldehausen noch das zweitniedrigste im Landkreis.

Dramatisch ist nicht der Bevölkerungsrückgang, sondern die sich bis 2025 gravierend verändernde Altersstruktur der Bevölkerung.
Die 65-70-jährigen werden gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl um 22, 8% zunehmen. Die 70 – 80-Jährigen um 26% und die über 80-jährigen um 68%.
Dagegen werden die 1 bis 10-Jährigen um 15% abnehmen. Daras ergibt sich, dass auch die potenziellen Mütter weniger werden.
Hinzu kommt, dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft (bis 2030 von 61% auf 55%), während die Bevölkerung im Rentenalter wächst. Damit entstehen gravierende soziale Herausforderungen für Bund, Länder und Kommunen.

Diese demografischen Betrachtungen sind keine Hirngespinste, auch keine Wahrsagerei, keine Prognosen sondern Projektionen, die auf dem beruhen, was heute schon da ist. Sie verlängern die Gegenwart in die Zukunft.
Auf den Punkt gebracht:
➢ Die Zahl der Deutschen wird in den nächsten Jahren drastisch abnehmen.
➢ Kinder werden fehlen.
➢ Alte werden die Mehrheit bilden.
➢ Das Durchschnittsalter wird deutlich steigen.
➢ Immer weniger Erwerbsfähige werden für den sozialen Wohlstand für immer mehr Empfänger stattlicher Leistungen arbeiten müssen.
➢ Der Bevölkerungsverlust und die Überalterung werden die sozialen Sicherungssysteme in ihrer jetzigen Struktur überfordern.

Das sind die Auswirkungen einer demografischen Katastrophe.
Was aber noch viel schlimmer werden könnte, ist der drohende (globale) Krieg zwischen Jungen und Alten.
Die Zahl der über 65Jährigen wird gravierend zunehmen.
Die nachwachsenden Generationen werden dagegen abnehmen (Weniger Mädchen = weniger Geburten). Angesichts der Geburtenzahlen nur 1,4 Kinder pro gebärfreudige Frau statt 2,1 und der explosionsartig zunehmenden Lebenserwartung der Menschen ist ein solcher Generationenkrieg nicht auszuschließen

Neben diesen in den ungefähren Größenordnungen abschätzbaren Veränderungen ist ein qualitativer Bedeutungswandel des Alters zu erwarten. Der Ruhestand hat seinen Charakter als kurze „Restzeit“ verloren und ist zu einer eigenständigen Lebensphase geworden, die den Entwurf neuer Projekte und Aufgaben fordert und die Frage der Beteiligung am sozialen Leben in neuer Form stellt. Den Ruhestand erreichen die Älteren zudem in immer besserer gesundheitlicher Verfassung, mit besseren Qualifikationen und i.d.R. mit einem besseren Lebensstandard als frühere Generationen, d. h. die Möglichkeiten für eine aktive und sinnvolle Gestaltung dieses Lebensabschnitts sind wesentlich besser.

Das Altern der Bevölkerung, wie auch die zukünftigen Älteren sind keine „Last“, sondern eine „Chance“ für die Gesellschaft, etwa hinsichtlich ihres bürgerschaftlichen Engagements. Und sie sind auch ein Wirtschaftsfaktor.
Die Bedeutung der Alten für die Gesellschaft für das Wohlergehen aller Generationen nimmt dramatisch zu. Eine Alterswelle rollt auf uns zu, deren Auswirkungen von vielen noch immer verniedlicht oder bewusst nicht zur Kenntnis genommen werden.

Gedanken zum demografischen Wandel:
Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht aufhören älter zu werden – und das ist gut so!
In der öffentlichen Diskussion werden üblicherweise nur die negativen Folgen des demografischen Wandels in den Vordergrund gestellt. Schlagworte wie Altenlast, Pflegelast, Rentenlast tauchen immer wieder auf. . Altersdiskriminierungen sind an der Tagesordnung. Vergessen wird, dass Älterwerden ein gewaltiger zivilisatorischer Gewinn ist.
Die mentale Einstellung zum Älterwerden muss positiver werden, insbesondere die Chancen des Alters und die Potentiale der Älteren müssen herausgestellt werden.

Wir sollten ein neues positives Bild des Alters und eine positive Einstellung zum Alter dokumentieren.
Alter ist nichts für Feiglinge – Alter brauch Mut. Senioren wehrt Euch!

Größte Besorgnis der Älteren ist nicht etwa die Angst vor der Armut oder einer Krankheit, Nein, es ist die Angst vor der Einsamkeit!!!

Wir brauchen sowohl die Ideen der Jüngeren, ihre Dynamik, ihren Schwung, ihre Risikofreude, ihr Drängen nach Veränderung als auch den Rat der Älteren, ihr Fähigkeit des Abwägens und ihre Bereitschaft zum Tragen von Verantwortung.
Wir brauchen nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander der Generationen.

Wir müssen daher schleunigst Wege für ein Wohlergehen der Gesellschaft ohne Wachstum finden und bereitstellen.

Fazit:

GuT – dass wir uns für ein selbstbestimmtes Leben im Alter einsetzen.

➢ Durch ein bedarfsgerechtes Management der gesellschaftlichen Folgen der demographischen Veränderungen;

➢ durch Schaffung wohnungsnaher und vernetzter Anlauf- und Beratungsstellen sowie Gemeinschaftsräume, beispielsweise in einem Familienzentrum mit integrierter Seniorenbegegnungsstätte;

➢ durch Bereitstellung und Organisation ehrenamtlicher und soweit erforderliche professioneller mobiler Dienste, um die Erreichbarkeit der Angebote für Ältere und Behinderte zu garantieren;

➢ durch einen gemeinsamen Demografiedialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, ob alt oder jung und ihren Interessenvertretungen, um die erforderlichen Maßnahmen der Gemeinde zu erarbeiten. An diesem Dialog wollen wir auch ältere Migrantinnen und Migranten beteiligen;

➢ durch unseren Einsatz für eine Verbesserung der Angebote für alters- und behindertengerechten (barrierefreien) sowie bezahlbarem Wohnraum, um älteren oder in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen einen Verbleib in der gewohnten Umgebung zu gewährleisten. Diesbezügliche Beratungsangebote; beispielsweise durch den Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises oder den Verein „Freie Altenhilfe“ werden wir fördern und unterstützen sowie durch eigene und ergänzende Angebote ausbauen.

➢ durch Gründung und Förderung ehrenamtlicher haushaltsnaher Hilfen und Dienstleistungen sowie Alltagsbegleitungen in der Wohnung oder unterwegs, die die Selbständigkeit älterer und in ihrer Mobilität eingeschränkter Menschen erhalten, beispielsweise durch eine Selbsthilfegruppe „Senioren für Senioren“

➢ durch Einrichtung eines Internet-Seniorentreffs für Rosdorf durch das die Interessen der Teilnehmer und individuellen Beiträge online mit denen der anderen vernetzt werden. Das bedeutet: Anregung, Anerkennung, Nähe und Austausch rund um die Uhr. Durch persönliche Kontakte und reale Treffen kann aus dem virtuellen Netzwerk eine gemeinsame gemeindeweite Plattform mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten werden.

➢ durch „Senioren–Dienstleistungsbüros“ zur Beratung, Vermittlung und Vernetzung von Dienstleistungen (Nachbarschaftshilfe, Wohnungsberatung, Wohnungsanpassung)

➢ durch Findung von Beteiligungsmöglichkeiten der Älteren in der Gesellschaft, die deren Selbständigkeit fördern, beispielsweise durch stundenweise Hilfe in Kindertagesstätten oder Pflegeeinrichtungen.

➢ durch Schaffung einer Kultur generationsübergreifenden Miteinanders um,

  • gemeinsame Aktivitäten zu durchzuführen,
  • flexible unterstützende Netzwerke für soziale und kulturelle Bedarfe zu stiften
  • und die Potentiale von Alt und Jung aufzudecken und zusammen wirken zu lassen

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