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Weg zur Hundewiese gesperrt

Viele Bürger*innen aus Rosdorf und umliegenden Gebieten nutzen gerne das Areal rund um das östlich gelegene Wehr. Spaziergänger mit und ohne Hund, Jogger und Radfahrer sind hier den ganzen Tag über unterwegs. Ziel ist häufig die sogar bei Google-Maps so genannte Hundewiese. Auch Schüler*innen und Berufspendler mit Fahrrad nutzen hier die Wege um über weite Strecken ohne Kontakt zum Autoverkehr entspannt nach Göttingen zu gelangen.

Nun ist die von „Am Flüthedamm“ abzweigende Verbindung für alle gesperrt. Der Grund ist wahrscheinlich das von der Sielmann-Stiftung und Sartorius im Naherholungsgebiet Kiessee/Leineaue geplante Feuchtbiotop-Projekt. Nun spricht nichts gegen ein Vorhaben, dass Schutz und Ausbau von Naturgebieten zum Ziel hat. Die Art und Weise, mit der dies jetzt geschieht, wirft hinsichtlich Kommunikation und Absperrmaßnahmen jedoch einige Fragen auf. Diese haben wir in einem Brief an die zuständigen Stellen formuliert, den wir ihnen hier öffentlich zur Kenntnis geben möchten:

AN: Gemeinde Rosdorf, Bürgermeister Steinberg | Stadt Göttingen | Landkreis Göttingen | Heinz-Sielmann-Stiftung | Sartorius (Kopie an: GT, HNA, Stadtradio, Extratipp) – Datum: 01.07.2021

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie wir der Presse entnehmen konnten, soll nun im Naherholungsgebiet Kiessee/Leineaue ein Feuchtbiotop-Projekt realisiert werden. Auch die Gemeinde Rosdorf ist hier tangiert.
Wenn nun eine weiterer Aufwertung der Natur erfolgen soll, wovon wir ausgehen, ist dies natürlich absolut begrüßenswert. Sicherlich wäre es noch schöner, wenn wir natürliche Lebensräume zusätzlich zurückgewinnen könnten.

Leider scheint hinsichtlich der Kommunikation mit bzw. in Rosdorf etwas nicht zu stimmen. Vielen Menschen, die derzeit im Areal rings um das Wehr mit und ohne Hunde spazieren gehen, joggen, Fahrrad fahren etc. ist unklar, was hier auf sie zukommt. Häufig wird der angebliche Wegfall des Weges entlang der Leine moniert. Es gab sogar schon Protestaktionen am Wehr.
Aufklärung ist dringend erforderlich: Auf Anhieb finden wir weder im gemeindlichen Mitteilungsblatt (Rosdorf Aktuell) noch auf der gemeindlichen Website deutlich erkennbare Informationen.

Die Krönung stellen nun die für viele Nutzer*innen überraschende, offensichtlich für die Bürger*innen aus Rosdorf unangekündigten Sperrungen diverser Wege im angesprochenen Bereich dar. Völlig unverständlich ist die Vollsperrung, auch für Fußgänger, des von „Am Flüthedamm“ gegenüber der „Raiffeisenstraße“ östlich abzweigenden Weges gleich im Einmündungsbereich. Würde man die Komplettsperrung nur um wenige Meter Richtung Osten in den Weg hinein verschieben, könnten Spaziergänger den vorher nördlich abzweigenden Weg über den Wall nutzen um beispielsweise zur „Hundewiese“ zu gelangen. Ein schmaler Zugang für Fußgänger (nicht für Kraftfahrzeuge!) wäre schon hilfreich. Wenn man zusätzlich noch für eine etwas bessere Begehbarkeit des Walls sorgen würde (Bewuchs mähen, ggf. Löcher beseitigen) – wahrscheinlich wären die meisten Menschen, die sich hier aufhalten schon zufrieden.

Damit wäre allerdings noch nicht das Problem gelöst, dass vielen Rosdorfern nunmehr die beliebte, ökologisch unterstützenswerte, Radverbindung nach Göttingen abgeschnitten wird. Davon sind u.a. auch Schüler*innen und Berufspendler, die ihr Rad nutzen, betroffen. Die Frage ist, ob sich hier eine Lösung finden ließe. Oder hat man gar nicht darüber nachgedacht? Radfahrer über das Gebiet um den Göttinger Kiessee zu führen ist sicherlich auch nicht erwünscht.
Eine weitere Frage: Wie lange sollen die Vollsperrungen dauern? Ein Hinweisschild direkt an den Absperrungen zur Dauer der Maßnahmen wäre hilfreich.

Offensichtlich ist bei den Verantwortlichen für die Sperrungen nicht bekannt, wie wichtig das Areal für viele Menschen, insbesondere aus Rosdorf, als Naherholungsgebiet und Radwegverbindung ist.
Bürger*innen-Nähe geht anders. Schade dass ein wahrscheinlich sinnvolles Projekt durch realitätsferne Handlungen in Misskredit gebracht wird.

Wir raten dringend und unverzüglich zur Korrektur der Sperrmaßnahmen und wünschen uns eine bessere Informationspolitik, insbesondere im Interesse der Bürger*innen aus Rosdorf.

Wir bitten um kurzfristige Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Eikenberg / GuT

Wir sind gespannt, welche Antworten wir erhalten.

Ergänzung: Bereits Anfang Juni 2021 hatten wir in der gemeinsamen Sitzung des Ortsrates Rosdorf mit dem Ausschuss Bau, Umwelt und Verkehr um Informationen zum Projekt gebeten. Die Antwort von Bürgermeister Steinberg ist dem nachfolgenden Protokollauszug zu entnehmen.

Auszug aus dem Protokoll zur gemeinsamen Sitzung von „Ausschuss Bau, Umwelt und Verkehr“ und dem „Ortsrat Rosdorf“ vom 07.06.2021:

Ortsratsmitglied Eikenberg merkt an, er habe im Göttinger Tageblatt gelesen, dass die geplanten Maßnahmen der Stadt Göttingen auf 16 Hektar im Bereich des Kiessees auch auf dem Hoheitsgebiet der Gemeinde Rosdorf unter intensiver Einbeziehung der Gemeinde Rosdorf die Planungen durchgeführt worden sei. Ihm sei hierrüber jedoch nichts bekannt. Bürgermeister Steinberg führt aus, dass dieses auch nicht der Fall war. Man habe zwar vor einem Jahr den Hinweis auf die Planungen bekommen und sei auch im Rahmen eines wasserrechtlichen An- trages um Stellungnahme gebeten worden, eine Einbeziehung in die Planungen hat jedoch nicht stattgefunden.

Antwort der Gemeindeverwaltung Rosdorf (Herr Karsten Rindermann) vom 01.07.2021:

Sehr geehrter Herr Eikenberg,
in der Angelegenheit erreichte mich am 23.06. Mail der Straßenverkehrsbehörde des Landkreis Göttingen mit der Bitte um Stellungnahme und dem Hinweis, dass die beantragte Baumaßnahme bereits am 28.06. begonnen werden sollte.
Eine Stellungnahme ist meinerseits aus folgenden Gründen nicht erfolgt :
Der Feldweg steht im (Pirivat-) Eigentum der Stadt Göttingen und ist nicht gewidmet. Nach § 23 und 24  des Nds. Gesetzes über den Wald und die Landschaftsordnung ist das Begehen und das Befahren mit Fahrrädern dort zugelassen, wo der Grundstückseigentümer eine solche Nutzung duldet. Dieses ist jedoch offensichtlich seitens des Eigentümers wegen der Baumaßnahme derzeit nicht der Fall. Nach § 31 des Gesetzes darf der Grundstückseigentümer den Weg aus mehreren Gründen auch (zeitweise) sperren.
Der von Ihnen angesprochene „Trampelpfad“ liegt auf dem Überschwemmungsdamm, der im Eigentum des Landes Nds. vertreten durch die NLWKN. Ob diese die Nutzung des Trampelpfades dulden, entzieht sich meiern Kenntnis und konnte auch bisher nicht hinterfragt werden, zumal diesen Weg zumindest Radfahrer auf keinen Fall wegen des Zustandes nutzen können. Auch war es mir in der kürze der Zeit nicht möglich, dafür Sorge zu tragen, den Weg, durch wen auch immer zu ertüchtigen bzw. die Nutzung zu sichern.
Die verkehrsbehördliche Anordnung zur Sperrung des Feldweges für den Zeitraum vom 29.06. bis 31.10.2021 erreichte mich am 29.06!
Diese Anordnung mit zeichnerischer Darstellung geht nun als Pressemitteilung an das GT und Ra, wobei das nächste Ra erst am 09.07. erscheint.

Mit freundlichem Gruß
Im Auftrag
Karsten Rindermann

Antwort der Sielmann-Stiftung (Herr Heiko Schumacher) vom 01.07.2021:

Sehr geehrter Herr Eikenberg,
vielen Dank für Ihre Nachricht zum Projekt der Biotoplandschaft im Naherholungsgebiet Kiessee/Leineaue. Es freut uns, dass Sie das Projekt als absolut begrüßenswert einstufen. So haben wir auch viele positive Rückmeldungen der Menschen vor Ort erhalten.
Vertreter:innen der Gemeinde Rosdorf wurden über eine Informationsveranstaltung (online, der Bürgermeister nahm teil) und eine Vor-Ort-Begehung mit der Stadt Göttingen sowie die Verfahrensbeteiligung insgesamt grundsätzlich über das Vorhaben informiert.
Der Weg durch das Rosdorfer Gebiet westlich der Leine bleibt komplett erhalten. Er wird durch Informationsmaßnahmen wie Infotafeln und eine Beobachtungsplattform aufgewertet. Der Weg östlich der Leine auf Göttinger Stadtgebiet wird ca. 150 m weiter nach Osten verlegt, um den entstehenden Biotopbereich zu beruhigen. Es wird einen Stichweg in die Fläche sowie Informationsangebote geben.
Die von Ihnen genannten Sperrungen haben wir zurücknehmen lassen, da vorbereitende Maßnahmen nach einer Besprechung vor Ort heute verschoben wurden. Ungeachtet dessen prüfen wir Ihren Alternativvorschlag, der sehr nachvollziehbar und umsetzbar erscheint. Wir werden die Beeinträchtigungen während der Bauarbeiten, die Mitte August starten sollen, selbstverständlich so gering wie möglich halten und Sperrungen örtlich wie zeitlich so kurz bzw. kleinräumig wie möglich gestalten.
Zu den konkreten Planungen mit Zeit- und Raumangaben werden wir in Kürze ausführlicher informieren.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Heiko Schumacher

Unsere Antwort auf das obige Schreiben von Herrn Schumacher (Sielmann-Stiftung) vom 01.07.2021:

Sehr geehrter Herr Dr. Schumacher,
herzlichen Dank für Ihre schnelle, freundliche und verständnisvolle Rückmeldung.
Zunächst einmal freuen wir uns, dass die Sperrung in der von uns kritisierten Form zurückgenommen wurde. Gleiches gilt für die angekündigte Prüfung unserer Alternativvorschläge.
Sicherlich werden wir alle Verständnis dafür haben, dass die Realisierung des Projektes nicht ohne Einschränkungen für die sich im Gebiet bewegenden Menschen erfolgen kann. Ihre Ankündigung, die „Sperrungen örtlich wie zeitlich so kurz bzw. kleinräumig wie möglich (zu) gestalten“ stimmt uns zuversichtlich.
Viele Menschen die sich jetzt im genannten Gebiet aufhalten wissen als Spaziergänger und Radfahrer die Natur zu schätzen. Auf sie muss Rücksicht genommen werden. D.h., der Zugang zur „Hundewiese“ (am Wehr) sollte für Spaziergänger von Rosdorf („Am Füthedamm“) aus möglich bleiben. Eine wirklich gute Lösungen für die vielen Radfahrer zu finden wird nicht einfach sein. Da muss drüber nachgedacht werden. Wenn den betroffenen Menschen vermittelt werden kann, dass ihre Anliegen und Wünsche mittels praktikabler Lösungen Berücksichtigung finden, werden sie sicher auch das „Projekt Feuchtbiotop“ zu schätzen wissen.
Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße
Dieter Eikenberg
Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft GuT im Gemeinderat Rosdorf

3 Gedanken zu „Weg zur Hundewiese gesperrt

  • PS: Ich kenne die Wiese unter der Bezeichnung „Drachen-Wiese“. Leider ist das Drachensteigen aber kaum noch möglich, wenn man danach nicht die Schuhe der Kinder von Hundescheiße reinigen will…

    Antwort
    • Die Drachenwiese liegt ein Stück weiter östlich. Die Hundewiese befindet sich direkt Nord-östlich hinter der Brücke am Wehr. So hat eigentlich jeder seinen Bereich. Trotzdem ist es natürlich nicht i.O., wenn Hinterlassenschaften von Hunden im Drachenbereich „aufschlagen“. Das Problem findet sich dabei nicht beim Tier, sondern am anderen Ende der Leine.

      Antwort
  • Vielen Dank für den Einsatz! Schön, dass es nun Klarheit gibt. Insbesondere als Fahrradverbindung für Pendler gibt es auch keine (gute) Alternative, da der Weg um den Kiessee überwiegend Fußgängerweg ist und der Sandweg morgens sehr stark von Autos befahren wird und für Fahrräder kaum sicherer Verkehrsraum zur Verfügung steht.
    Wenn keine Baumaßnahmen erkennbar sind, werden solche Schilder auch eher als Aufforderung zum Rechtsbruch verstanden.

    Antwort

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